//Tierfasern//
Seide ist ein tierischer Faserstoff, der vorwiegend in China und Südostasien schon seit mehr als 4000 Jahren gewonnen wird. Seide war immer ein „königliches Produkt“ und entsprechend begehrt und teuer, bedingt auch durch die komplizierte Gewinnung. Die Seidenfasern stammen von den Raupen bestimmter Schmetterlingsarten, welche, ähnlich den Spinnen, lange Fäden erzeugen. Die Raupen, welche sich fast ausschließlich von den Blättern des Maulbeerbaums ernähren, bilden mit dem von ihnen produzierten Faden den Kokon. Er dient der Raupe zur Verpuppung und Umwandlung zum Schmetterling.
Es gibt die sogenannte Maulbeerseide von gezüchteten Raupen und die Wildseide von wild lebenden Schmetterlingen. Die Seidenraupen erzeugen beim Einspinnen in den Kokon den Faden. Die Raupe drückt dabei aus 2 unter dem Mund liegenden „Spinndüsen“ einen zähflüssigen Brei aus, der in der Luft erstarrt. Diese beiden Endlosfäden werden durch einen zusätzlichen Seidenleim miteinander verklebt. Durch diesen Seidenbast ist die Seide von Natur aus hart, spröde und glanzlos. Erst nach dem Entbasten, welches auf unterschiedliche Weise erfolgen kann, kommen die charakteristischen Eigenschaften der Seide zur Entfaltung. Bei bestimmtem Gewebetypen, die einen steiferen Griff haben sollen, wird der Seidenleim nur teilweise entfernt. Dieser Endlosfaden wird vom Kokon abgehaspelt und ist ca. 1000 m lang. Der Endlosfaden wird abgehaspelt und danach als Einfachfaden oder als Zwirn weiterverarbeitet. Die Garn-/ Zwirnfeinheit bestimmt dann auch die Optik der Gewebestruktur.
Eigenschaften der Maulbeerspinnerseide, welche hauptsächlich für den Begriff Seide steht:
Die Maulbeerseide ist sehr fein und glatt. Sie kann unter dem Mikroskop sogar mit synthetischen Fasern verwechselt werden. Nach dem Entbasten hat die Seide von Natur aus einen edlen Glanz, welcher auch durch Wassereinwirkung nicht verloren geht. Sie besitzt einen sehr hellen, fast weißen Farbton.
Sie kann gewebt (uni wie auch gemustert), gewirkt und gestrickt und besonders schön auch bedruckt werden. Seide lässt sich in sehr brillanten Farben einfärben oder bedrucken, hat aber von allen tierischen Fasern die geringste Lichtechtheit. Sie kann bis zu 30 % des Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen. Seide hat eine hervorragende Hautverträglichkeit. Seide kühlt im Sommer und wärmt im Winter.
Wildseide, auch Schappeseide genannt:
Diese Seide wird aus den Kokons der Wildseide gewonnen und wird nach der Öffnung des Kokons fast wie beim Kammgarnspinnverfahren versponnen (also kein Endlosfaser Material). Es gibt sie in einer Vielzahl von Garn- und Stoffvarianten, glatt wie die Schappeseide oder grob, mit Struktur wir z.B. die Tussah- oder Bouretteseide. Diese haben nicht den edlen Glanz der Maulbeerspinnerseide.
Angora / WA
Ursprünglich kommt die Angoraziege aus der Gegend um die heutige türkische Hauptstadt Ankara. Ankara hieß früher Angora. Außerhalb der Türkei werden Angoraziegen zur Wollproduktion heute hauptsächlich in Australien, den USA, Lesotho, Madagaskar und besonders Südafrika gehalten. Diese Länder und Regionen bieten den nässeempfindlichen Angoraziegen optimale Lebensbedingungen.
Angora Ziegen und Mohair Ziegen sind weitgehend identisch. Gebräuchlicher ist die Bezeichnung Mohair Ziege. Die Angora Ziege ist etwas kleiner als die Mohair Ziege. Angora / Mohair-Wolle lässt sich in drei sogenannte Feinheitsklassen einteilen. Diese ist abhängig davon, wie alt die Ziege bei der Schur ist. Unterschieden werden Kid Mohair, Young Goat Mohair und Adult Mohair.
Die besonders feine Kid- Mohairwolle wird bei der erstmaligen Schur der Angoraziege im Alter von sechs Monaten gewonnen. Die Faser Feinheit bei 24 bis 29 Micron. Je älter die Ziege wird, desto gröber wird auch die Wolle. So weist Young Goat Mohair-Wolle eine Feinheit von 30 bis 33 Micron auf und stammt von jungen, noch nicht ausgewachsenen Tieren. Sie gilt als Mittelklasse der Mohair-Wolle. Mit 34 bis 40 Micron ist die Adult Mohair-Wolle von ausgewachsenen Tieren fester und dicker.
In der Regel werden Angoraziegen zwei Mal jährlich geschoren. Der Gesamtertrag liegt bei 2,5 bis 4 Kilogramm Wolle pro Tier. Der schöne Glanz und das sehr weiße Material geben vielen Garnen/ Stoffen eine besonders edle Optik. Angora / Mohair wird überwiegend zusammen mit Wolle versponnen.
Siehe auch Mohair
Vikunya / WG
Das Vikunya ist das scheueste und edelste aller Andentiere.
Die Inca präparierten das Fleisch als Gabe für ihre Götter. Vikunyas sind die Wildform der domestizierten Alpaccas. Sie leben auch in Herden, aber das Fasermaterial kann nicht geschoren werden, sondern wird von Hand eingesammelt. Daraus resultiert der extrem hohe Preis und das sehr geringe Faseraufkommen. Die Farben sind ähnlich den Alpaccas.
Kamelhaar / WK
Das Kamel ist ein Wüstentier und lebt in Teilen Asiens und Nordafrikas. Die zweihöckrigen Tiere sind Wiederkäuer. Gegen das raue Klima und die starken Temperaturunterschiede schützt sie das feine Unterhaar ihres Felles. Die Haare fallen in jedem Frühjahr aus. Sie sind hell-bis dunkelbraun, weich und seidig, mit wunderschönem, natürlichem Glanz. Das Haarkleid besteht aus den äußerst feinen Flaumhaaren und den etwas längeren und dicken Grannenhaaren. Diese lassen sich nicht verspinnen.
Kamelhaar wird selten als Kammgarn hergestellt, sondern überwiegend für Streichgarnstoffe eingesetzt. Meist in den Naturfarben, auch als Melange, da Kamelhaar sich nur schwer färben lässt und wenn, dann seinen edlen Glanz verliert. Uni oder buntgewebte Jacken und Mantelstoffe sind besonders edel und hochwertig.
Lama / WL
Das Lama ist ein Kamelschaf und lebt in den Anden in Südamerika. Es ist aus dieser Familie das größte und schwerste Tier. 1,80m über dem Kopf und 1,20 m über dem Körper. Das Fell ist dick, wild und matt und gilt deswegen als das am wenigsten wertvolle dieser Gattung.
Die Incas hielten die Lamas als Nutztier und als Opfertier. Das Lama war ein Symbol bei den religiösen Zeremonien zu Ehren des Sonnengottes. Noch heute hat praktisch jede Familie in den Hochanden Perus und Boliviens mehrere Tiere.
Das Lama produziert pro Jahr ca. 4 kg Fasermaterial in den Hauptfarben weiß, braun, grau und schwarz. Die Fasern sind nur schwer zu färben und werden deshalb überwiegend in den Naturfarben verarbeitet. Lama Wolle wird sehr viel als naturbelassenes Strickgarn verwendet.
In der Oberbekleidung werden Streichgarne für flauschige Mantelstoffe verwebt.
Die Mohair Ziege kommt ursprünglich aus der Osttürkei und wir heute auch noch dort, aber ebenso in Südafrika, den Südstaaten der USA und in vielen asiatischen Ländern gezüchtet.
Die Mohair Ziege, eine Verwandte der Angoraziege hat langlockige, glänzende weiße Haare, 120-150 mm lang. Weich, seidig und leicht. Sie sind strapazierfähig und haben einen schönen, natürlichen Glanz. Aus preislichen und technischen Gründen werden sie meist zusammen mit Schurwolle verarbeitet.
In der Herrenoberbekleidung wird sie meist für feine, glänzende Kammgarnstoffe verwendet. Für Damenstoffe steht der Begriff Mohair meist für voluminöse, aber gleichzeitig leichte und flauschige Streichgarn Mantelstoffe mit besonderem Glanz. Auch für Bouclégarn und -Stoffe findet Mohair viel Verwendung.
Die Wolle / Haare des Angorakaninchens gehören streng genommen nicht zu den Edeltierhaaren. Sie sind allein kaum zu verspinnen. Sie sind zwar extrem weich und kuschelig, aber sehr kurz und fallen deshalb leicht aus dem Faserverbund heraus.
Sie werden fast nur im Handstrickbereich eingesetzt, immer mit der Warnung, dass man sie nicht verschlucken darf. Auf Grund des gleichen Namens sorgt es immer wieder zu Verwechslungen mit dem Ziegen Angora.
Als Wolle kann entweder ein Produkt bezeichnet werden, welches komplett recycelt worden ist wie z.B. Reißwolle, aus altem Strick oder Gewebe oder aus Abfällen der Wollgarn- oder Stoffproduktion.
Oft aus einer Mischung aus Schurwolle und obigen Faseraufbereitungen. Das wird meist in Form von gröberen, schwereren Streichgarnartikeln gemacht, da hier die erforderliche Faserlänge für das Verspinnen nicht so lang sein muss wie bei Kammgarn.
Das Alpaka ist ähnlich dem Lama, ein in den Familien als Woll- und Fleischlieferant gezüchtetes Tier der Andenhochländer Peru und Bolivien. Das Alpaka ist die domestizierte Version des Vikunya. Daneben gibt es noch die in den Hochebenen lebenden wilden Alpakas. Das Alpaka Haar ist flach gewellt, sehr fein, mit seidigem Glanz.
Es kann sowohl als Kamm- wie auch als Streichgarn verarbeitet werden. Alpaka ist eines der hochwertigsten Tierhaare, ebenfalls fast nur in den vielfältigen Naturfarben verwendet. Es existieren das feine, teurere, aber sehr empfindliche Suri Alpaka und das Huacaya Alpaka, welches ungefähr im Verhältnis 10 : 1 gezüchtet wird.
Verglichen mit dem Suri ist das Haar der Huacaya kürzer und wolliger. Wie bei allen dieser Tiere ist das Baby Alpaka ganz besonders fein und weich und dementsprechend luxuriös und teuer.
Kaschmir ist das Synonym für Luxus in allen textilen Produkten.
Die Kaschmir Ziege lebt in Asien in Höhen über 1500m. Das beste Fasermaterial kommt aus der Inneren Mongolei, außerdem aus der äußeren Mongolei, Afghanistan und Iran. Es ist ein sehr robustes Tier, welches auch niedrigste Temperaturen hervorragend aushält. Um sich vor der Kälte zu schützen, produziert das Tier ein offenes Fell mit langen, relativ groben Haaren. Das Wertvolle ist aber die Unterwolle, der Flaum, der extrem weich, leicht und seidig ist. Der edelste (und teuerste) Flaum ist weiß, ansonsten gibt es alle Schattierungen von Braun-, Graubraun - und Rotbrauntönen.
Die Fasern haben einen Durchmesser von 12-16 Micron, also deutlich feiner als normale Merino Wolle. Im Mai, zur Zeit des Fellwechsels werden die Tiere zusammengetrieben und die äußeren langen Haare werden abgeschnitten. Dann werden mit immer feiner werdenden Kämmen die Flaumhaare ausgekämmt. Der Ertrag pro Tier liegt bei 150-200 g.
Kaschmir kann sowohl als Kamm- oder Streichgarn sowie als Strickgarn ausgesponnen werden. Auf Grund des hohen Preises wird es auch als Beimischung zu allen edlen Fasern, wie Wolle, Seide oder auch hochfeiner Baumwolle eingesetzt. Hochwertiges und vor allem bei der Verarbeitung nicht gebleichtes Kaschmir pillt fast überhaupt nicht. Auf weißem Grundmaterial eingefärbt ist es völlig problemlos. Wenn man die Fasern erst bleicht und dann auf mittlere Farbtöne einfärbt, wird die Schuppenstruktur der Faser beschädigt und das Pilling verstärkt. Ursprünglich dunkleres Haar wird entweder als Naturfarbe verarbeitet, oder (oft auch unter Beimischung von recycelten Web- oder Strickmaterial) überfärbt.
Als Reine Schurwolle darf nur die noch keinem Verarbeitungsprozess unterworfene jungfräuliche Wolle der Schafe bezeichnet werden. So bedeutet die Abkürzung WV nichts anderes als Wool Virgin. Im Bekleidungsbereich werden vornehmlich zwei Wolltypen eingesetzt:
Die Merinowolle, hauptsächlich gezüchtet in Australien, Südafrika, Neuseeland und Südamerika. Die Merinowolle gehört zu den feinen Wollqualitäten und wird in allen Bekleidungsbereichen in erster Linie eingesetzt.
Die Faserfeinheit geht von 13 Micron bis zu ca. 27 Micron. Micron ist die Einheit für den Faserdurchmesser und bedeutet 1 Tausendstel mm (kommt aus dem Griechischen und wird mü ausgesprochen). Allgemein werden die Wollen in einem Feinheitsbereich von 18 - 25 Micron eingesetzt. Hauptsächlich als Kammgarnqualitäten. Die Faser ist unterschiedlich lang, sehr fein und stark gekräuselt, daher auch sehr elastisch. Es gilt die Regel: je feiner die Wolle, desto höher ist sie ausspinnbar, d.h. umso feiner wird das Garn und umso leichter wird das Gewebe.
Die Tiere werden 1 mal pro Jahr geschoren. Ein guter Scherer kann in 9 Stunden ungefähr 350 Schafe scheren. Das Gewicht von einem Vlies beträgt zwischen 6 und 10 kg. Die Teile des Vlieses werden getrennt und klassifiziert, da nicht alle Teile gleich hochwertig sind. Danach wird die Wolle auf Auktionen versteigert, überwiegend schon in den Herkunftsländern gewaschen und dann verschickt. Beim Waschen wird Lanolin gewonnen, ein hochwertiges Fett vor allem für die Kosmetik Industrie.
Die Crossbreds, gezüchtet in Neuseeland, Europa, Russland und Südamerika. Die Crossbred Wolle liefert deutlich gröberes Material und wird für Bekleidung z.B. für Qualitäten wie Shetlands, schottische Tweeds und Harris Tweeds überwiegend als Streichgarn verwendet. Das Haar ist lang und glatt, wenig gekräuselt und nicht so weich. Darüber hinaus für Teppiche, Möbel/ Bezugsstoffe und Handstrickgarn. Die Wolle ist extrem strapazierfähig. Die Faserfeinheit beginnt bei ca. 30 Micron. Pro Schur erzielt man ca.2-3 kg Vlies Fasermaterial.
Als Lambswool darf nur die Wolle bezeichnet werden, die aus der allerersten Schur des Schafes kommt. Lambswool ist besonders weich und stark gekräuselt. Lambswool wird vor allem im Strickbereich eingesetzt.
Eigenschaften von Schurwolle
Schurwolle ist vom chemischen Aufbau dem menschlichen Haar vergleichbar, ist allgemein aber nur halb so dick // Schurwolle besteht aus Keratin, hat eine Schuppenstruktur an der Oberfläche der Faser, kann deshalb auch filzen // Schurwolle ist ein Naturprodukt, natürlich, nachhaltig, recyclebar // Schurwolle ist hervorragend gut und mit besonders guten Echtheiten zu färben, da sich die Faser mit dem Farbstoff chemisch verbindet // Schurwolle ist nicht säureempfindlich, wird sogar unter Zuhilfenahme von Säure gefärbt // Schurwolle hat eine edlen, matten Glanz und einen angenehmen Griff // Schurwolle neigt nicht zum Ausbeulen und kehrt immer wieder schnell in die ursprüngliche Form zurück // Schurwolle absorbiert bis zu 35 % Feuchtigkeit und auch Schweiß // Schurwolle klimatisiert // Durch die natürliche Kräuselung der Faser werden bei Wollgarnen bis zu 80 % des Gewichtes an Luft eingeschlossen //
Merke: Nicht die Faser wärmt, sondern die darin eingeschlossene Luft.
Schurwolle ist schwer entflammbar. Diese Eigenschaft wird inzwischen bei vielen technischen Einsatzbereichen genutzt // Schurwolle ist von Haus aus elastisch (Leinen oder Baumwolle besitzen dies Eigenschaft nicht). Diese Eigenschaft wird durch den Einsatz von Lycra oder ähnlichen Materialien noch verstärkt // Schurwolle kann auch bei Bedarf filzen.
Schurwolle ist von Natur aus wenig schmutz- und fleckenempfindlich, einfach zu waschen und zu reinigen // Schurwolle kann in Kombination mit Natur -oder Synthetischen Fasern problemlos gemischt/ verarbeitet werden, dadurch können technische oder optische Effekte erzielt werden. Dann ist es aber keine reine Schurwolle mehr.
Der Yack ist eine domestizierte Form des wilden Yacks, einer Rinderart, die in den Bergen des Himalayas und der Mongolei als Nutztier gehalten wird. Aufgrund der dortigen klimatischen Bedingungen hat es einen feinen, weichen Flaum am Unterbauch, der es vor Kälte schützt - ähnlich wie bei der Kaschmirziege. Auch ihr Flaum wird ausgekämmt.
Diese Wolle, die nur in sehr geringen Mengen vorkommt, wird hauptsächlich für Strickwaren und nur selten für gewebte Stoffe verwendet.